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Benedikt-Anliegen

„Wahrhaftigkeit und Demut“

Zahlreiche Bischöfe und Kardinäle haben sich hinter Benedikt XVI. gestellt, zu den Vorwürfen gegen den Papst emeritus Stellung bezogen und für dessen persönlichen Brief gedankt. Sie sprachen Mitgefühl und Bewunderung aus und kritisierten Attacken gegen ihn. Einige Auszüge aus Stellungnahmen im Überblick.

Papst em. Benedikt XVI trägt Brille und ist mit Kopf gesenkt zu sehen.
Portrait Erzbischof Jan Graubner, Vorsitzender der tschechischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Olmütz

Erzbischof Jan Graubner, Vorsitzender der tschechischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Olmütz, zeigte sich beeindruckt von der Stellungnahme Benedikts XVI. zum Münchner Missbrauchs-Gutachten. In einem Schreiben vom 11. Februar sicherte Graubner dem emeritierten Papst im Namen der tschechischen Bischöfe Unterstützung gegen „schändliche Angriffe“ zu. Der Brief Benedikts XVI. zum Münchner Gutachten habe die Bischöfe sehr beeindruck. „Ihre Haltung hat uns daran erinnert, dass die Erneuerung der Kirche nicht nur Eifer und Wahrhaftigkeit erfordert, sondern auch tiefe Demut (...). Danke für Ihr Beispiel.“ Er wünscht dem Emeritus viel Kraft, um diese schwierige Zeit zu überstehen und würdigt seinen einzigartigen Beitrag für die Theologie, der noch viele Früchte tragen werde. Erzbischof Graubner verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass bei der Reinigung der Kirche sowohl die Rechte der Opfer als auch der Schutz der zu Unrecht Beschuldigten respektiert würden. Es brauche Umkehr und Verzicht auf alles, was dem moralischen Leben nicht nur in der Kirche schade.

Portrait Kardinal Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau, bei der Eröffnung des Friedenstreffens der Weltreligionen am 6. September 2009 in Krakau.

Kardinal Stanisław Dziwisz, früherer Erzbischof von Krakau, hat dem emeritierten Papst seine Unterstützung bekundet. Wie das polnische katholische Internetmagazin „ekai.pl“ berichtet, verurteilte der langjährige Sekretär von Papst Johannes Paul II. die Attacken gegen Benedikt XVI. als eine „Schaden- und Schuldzuweisungskampagne“. Die Anschuldigung, Benedikt sei ein Lügner, würde einen „weltweiten bösen Willen enthüllen, der mit nichts anderem zu vergleichen ist“. Diese Kampagne sage viel aus über das Niveau einer „hartnäckigen Opposition" gegen den Papst emeritus und deren deskruktive Ziele.

Dziwisz sicherte dem Emeritus seine Solidarität zu. Für ihn ist Benedikt ein „Papst der Wahrheit“. Er habe sich sein ganzes Leben für die Wahrheit eingesetzt: „Immer die Wahrheit und vor allem die Wahrheit. Reine und ungeschützte Wahrheit.“ Das könnten alle, die wie er mit ihm zusammengearbeitet hätten, „ohne Zögern und ohne Vorbehalte bezeugen“. Wie andere Kardinäle betonte auch Dziwisz die Demut des Papstes. Sie sei ein „Licht, das in der ganzen Kirche leuchtet“, so der Kardinal, der davon überzeugt ist, dass der persönliche Brief von Papst Benedikt XVI. einen „herausragenden Platz einnehmen“ kann, „der den erhabensten Seiten würdig ist, die von Kirchenvätern geschrieben wurden“. Die Last der kollektiven Scham auf sich zu nehmen, sei ein wohltuender Schock, der gleichzeitig bewege und aufbaue.

Portrait Kardinal Angelo Scola, emeritierter Erzbischof von Mailand

Kardinal Angelo Scola, emeritierter Erzbischof von Mailand, sieht in Papst Benedikt XVI. einen unumstößlichen Zeugen der Wahrheit. Es sei absurd, „zu behaupten, er habe den Weg der Lüge gewählt, um sich zu verteidigen“, oder sogar getrickst, wie einige ihm unterstellt hätten, sagte er in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „La Reppublica“ vom 9. Februar. Wie absurd diese Beschuldigungen seien, zeigten sowohl sein Schreiben als auch der fachmännische Begleitbrief. Der tiefgründige, persönliche Brief des Papstes zeuge von dem Willen, Verantwortung für das übernehmen zu wollen, was die einzelnen Glieder der Kirche getan haben. „Für mich ist es ein überwältigendes Zeugnis in einer Zeit des Individualismus, in der jeder nur darauf bedacht ist, seine eigene Person zu rechtfertigen und zu sagen: ,Ich bin nicht verantwortlich, ich habe damit nichts zu tun, die anderen werden tun, was sie wollen‘.“ Ratzinger sei der erste gewesen, der hier mit gutem Beispiel vorangegangen ist.

Portrait Kardinal Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna

Kardinal Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna, lobte in einem Interview vom 10. Februar in der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ den „edlen, geistlichen und menschlichen Text“ in der „Dimension eines großen Mannes und Gläubigen“. Die Bitte Papst Benedikts XVI. um Vergebung, sein Schmerz und die Scham, die er äußert, zeugten von Demut, Verantwortung und Mut.

Benedikt XVI. habe sich nicht nur dem Urteil Gottes anvertraut, was als ein Weg gesehen werden könne, „der Anerkennung der eigenen Fehler vor anderen Männern und Frauen zu entgehen“. Er habe „die Verantwortung gegenüber den Menschen in den Zeiten und an den Orten, an denen er in der Kirche Führungspositionen innehatte, und seine Beziehung zu Gott“ in Einklang gebracht. Im Rückblick auf sein langes Leben äußere Benedikt XVI. „Grund zu Furcht und Schrecken“, fühle zugleich aber „mit froher Seele“, im festen Vertrauen darauf, „dass der Herr nicht nur der gerechte Richter ist, sondern zugleich der Freund und Bruder, der meine Unzulänglichkeiten bereits selbst erlitten hat und deshalb als Richter zugleich mein Fürsprecher ist“. Diese Passage sollte man immer wieder lesen, so Zuppi.

Portrait Kardinal Camillo Ruini, ehemals langjähriger Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz

Kardinal Camillo Ruini, ehemals langjähriger Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, bezeichnete die Vorwürfe gegen den Emeritus als „paradox und fundamental ungerecht“. In einem Gespräch mit der italienischen Tageszeitung „Il Foglio“ vom 27. Januar betonte Ruini, dass er viele Jahre mit Ratzinger zusammengearbeitet hat und ihn kenne als einen Menschen „von großer Bescheidenheit und Aufrichtigkeit“. Wenn sein Gewissen ihm etwas vorzuwerfen hätte, hätte Benedikt XVI. die Ämter mit der größten Verantwortung nicht angenommen, „insbesondere das höchste Pontifikat, aber auch die Leitung der Glaubenskongregation“.

Ruini erinnerte daran, dass Benedikt XVI. schon als Präfekt der Glaubenskongregation, später auch als Papst und „auf andere Weise als emeritierter Papst“ alles unternommen habe, um Missbrauch und „Pädophilie von Klerikern auszurotten“.

Mit Blick auf Deutschland prangert er die „große Strömung“ an, „die den theologischen, pastoralen und spirituellen Orientierungen des emeritierten Papstes widerspricht“. Dieses Klima begünstige solche Anschuldigungen, denen man unter anderen Umständen kaum Raum geben könne.

Kardinal Dominik Duka, Erzbischof von Prag, am 12. März 2013 im Petersdom in Rom nach der Messe "Pro eligendo Romano Pontifice" ("Für die Wahl des römischen Papstes") zum Konklave.

Kardinal Dominik Duka, Erzbischof von Prag, kritisierte die „weltweite Medienkampagne“ gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. In einer Stellungnahme gegenüber der „Tagespost“ vom 9. Februar schrieb der tschechische Kardinal, die Aufklärung hätte nach seiner Auffassung „nicht mit Hilfe einer Anwaltskanzlei erfolgen sollen, sondern mit Hilfe echter Experten aus den Bereichen Kriminologie, Justiz, Psychologie und anderen notwendigen Bereichen, einschließlich Juristen“.

Die Ereignisse im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens der Erzdiözese München-Freising hätten bei ihm „Verwunderung und Verlegenheit ausgelöst“, so Kardinal Duka gegenüber der „Tagespost“. Der damalige Erzbischof von München, Kardinal Joseph Ratzinger, hätte 1980 „nach damaligem und heutigem Kirchenrecht“ keine Autorität über den besagten Priester aus der Diözese Essen gehabt und deren Bitte um Aufnahme des Priesters zum Zweck einer Psychotherapie nicht ablehnen können. Kardinal Duka wörtlich: „Hätte er die Möglichkeit, den besagten Priester zu behandeln, abgelehnt, wäre sein Verhalten unmenschlich und unchristlich gewesen.“

Kardinal Duka erinnert daran, dass es Joseph Ratzinger war, der als Präfekt Glaubenskongregation den innerkirchlichen Missbrauch auf die weltkirchliche Tagesordnung brachte und später als Papst Benedikt XVI. unter anderem die Richtlinie der tschechischen Bischofskonferenz bestätigte, die sich mit dem Problem des Missbrauchs von Minderjährigen befasste.

Zum Agieren des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der den emeritierten Papst öffentlich aufgefordert hatte, sich zu entschuldigen, meint Kardinal Duka, der Konferenzvorsitzende solle „sich überlegen, ob er nach den Zehn Geboten und im Geiste der Gerechtigkeit, der christlichen Nächstenliebe und der Menschlichkeit gehandelt hat“.

Portrait Erzbischof Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben

Erzbischof Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, nannte Benedikt XVI. einen großen Gläubigen und großen Humanisten. Im Interview vom 9. Februar mit „24 Mattino“ auf Radio 24 setzt er sich für den Emeritus ein, der „die Schuld aller auf sich“ geladen habe. Benedikt XVI. sei der erste gewesen, der sich mit diesem „Schmutz“ innerhalb der katholischen beschäftigt und Missbrauch den Kampf angesagt habe. „Ich glaube, er ist ein Beispiel für die ganze Kirche“, betonte Paglia, „aber auch für die ganze Gesellschaft, denn dieses dramatische Übel der Gewalt gegen Kinder ist universal, es betrifft alle Institutionen der Gesellschaft“.

Portrait Kardinal Séan Patrick O‘ Malley, Präsident der päpstlichen Kinderschutzkommission

Kardinal Séan Patrick O‘ Malley, Präsident der päpstlichen Kinderschutzkommission, erklärte in einer Stellungnahme, das Zeugnis und die tiefe Ehrlichkeit von Papst Benedikt XVI. „sollten uns alle anspornen, die Überlebenden von Missbrauch zu verteidigen und all jene zu schützen, die unserer Fürsorge anvertraut sind“. In seiner Stellungnahme vom 9. Februar würdigte der Erzbischof von Boston Benedikts „intime Beschreibung des Dramas seines eigenen Gewissens…, das durch ein Leben im Dienst für Gott und sein Volk geprägt ist“. Das Zeugnis des Emeritus spiegele dessen Bewusstsein wider, „dass Momente der Dunkelheit und Sündhaftigkeit die Überlebenden des sexuellen Kindesmissbrauchs grausam gezeichnet haben“. Er habe eingeräumt, dass „der sexuelle Missbrauch in der Kirche nicht wiedergutzumachenden Schaden angerichtet hat“. Es nun besser zu machen, sei die Herausforderung, der sich nun alle Bischöfe und Verantwortungsträger der katholischen Kirche stellen müssten.


Als Hintergrundinformation zum Kampf von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche finden Sie hier ein Dossier der überregionalen katholischen Zeitung „Die Tagespost“ sowie Links zu wichtigen Texten.

Die aktuelle Berichterstattung der Zeitung „Die Tagespost“ können Sie hier verfolgen:
 www.die-tagespost.de 

Papst Benedikt XVI. sitzt am Schreibtisch, vor ihm ein großes Buch und er schreibt etwas.

Der Brief von Papst Benedikt XVI. an die Katholiken in Irland: 

Papst Benedikt XVI. gibt eine Pressekonferenz an Bord eines Flugzeuges.

Gespräch mit Journalisten beim Flug nach Großbritannien:

Wissenswertes zur entscheidende Rolle von Joseph Kardinal Ratzinger bei der Revision der kirchlichen Strafrechtsordnung bietet ein Beitrag von Juan Ignacio Arrieta, der 2010 im L'Osservatore Romano veröffentlich wurde.

Den Artikel finden Sie hier: 

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