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Der Mensch – Mann und Frau

Gott spricht zu Adam und Eva mit Feigenblatt, byzantinisches Goldgrund-Mosaik in der Kathedrale Santa Maria Nuova, Monreale, Provinz Palermo, Sizilien, Italien

Der Mensch ist in der Bedürftigkeit des anderen geschaffen, damit er sich überschreite. Er bedarf der Ergänzung. Er ist nicht auf das Alleinsein hin geschaffen, das nicht gut ist für ihn, sondern in das Zueinander hinein. Er muss sich im andern suchen und finden.

Es folgt in diesem Genesis-Text dann ja auch der prophetische Spruch, deshalb werde der Mann Vater und Mutter verlassen und mit der Frau ein Fleisch werden. Sie werden ein Fleisch miteinander sein, ein einiges Menschenwesen. Dieses ganze Drama der Bedürftigkeit der Geschlechter, der Verwiesenheit aufeinander, der Liebe, ist darin enthalten. Obendrein ist auch gesagt, dass sie beide dazu da sind, sich einander zu geben, um darin selbst neues Leben zu schenken und sich schließlich wieder diesem neuen Leben zu widmen. In diesem Sinne ist das Geheimnis der Ehe enthalten und im Grunde auch die Familie mit anvisiert. […]

Dass den Frauen besondere Gaben gegeben sind, dass sie in mancher Hinsicht leidensfähiger und stärker sind, ist unbestreitbar. Dass sie gerade mit dieser besonderen Weise des Lieben-Könnens, die ihnen mitgegeben ist, einen anderen Menschen in sich tragen und sich selbst, Fleisch und Blut ihm geben können, das alles gibt der Frau eine bestimmte Auszeichnung und eine ganz eigene Größe. Im Übrigen sollten wir uns, Mann und Frau, Gott überlassen und versuchen, im Miteinander das Ganze des Menschseins zu erfüllen. […]

Mann und Frau gehören zueinander. Sie haben ihre Gaben, die sie entfalten sollen, um auf diese Weise die ganze Weite des Menschseins zur Erscheinung und zur Reife zu bringen. Dass gerade diese Verschiedenheit in der Einheit auch Spannung enthält und zu Zerreißproben führen kann, wir wissen es. Das ist ja auch in jeder Freundschaft so. Je näher man sich ist, desto mehr kann man sich auch in die Haare kriegen.

Die Liebe ist ein Anspruch, der mich nicht unberührt lässt. In ihm kann ich nicht einfach schlicht ich bleiben, sondern ich muss mich immer wieder verlieren, indem ich zugehobelt werde, verwundet werde. Und gerade dieses, denke ich, gehört auch zur Größe, zur heilenden Macht der Liebe, dass sie mich verwundet, um meine größeren Möglichkeiten hervorzubringen. Insofern darf man sich Liebe nicht nur romantisch vorstellen, dass sozusagen der Himmel auf beide herabkommt, wenn sie sich gefunden haben und von da an alles nur noch gut ist. Die Liebe muss man sich als Passion vorstellen. Nur wenn man bereit ist, sie als Passion zu ertragen und sich so immer wieder neu ineinander anzunehmen, dann kann auch eine lebenslange Partnerschaft reifen.

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