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Dreifaltigkeit

Gott ist dreifaltig einer: Er ist nicht ewige Einsamkeit, sondern ewige Liebe, die das Miteinander der drei Personen setzt und der Urgrund allen Seins und Lebens ist. Die Einheit, die die Liebe schafft – die trinitarische Einheit – ist höhere Einheit als die Einheit letzter, unteilbarer materieller Bausteine. Die höchste Einheit ist nichts Starres. Sie ist Liebe.

Ausstellung "Ich bin das Licht der Welt" Ikonen aus der staatlichen Sammlung für altrussische Kunst und Kultur "Andrej Rubljow". Alttestamentliche Dreifaltigkeit, Andrej Rubljow, 1412, Kopie.

Die schönste Darstellung dieses Geheimnisses hat uns André Roublev im 15. Jahrhundert mit seiner berühmten Dreifaltigkeitsikone geschenkt. Sie stellt das ewige Geheimnis Gottes nicht in sich selber dar – wer könnte das wagen? Sie zeigt es im Spiegel einer geschichtlichen Begebenheit: des Besuches von drei Männern bei Abraham bei den Eichen von Mamre (Gen 18,1–33). Abraham erkannte schnell, dass dies nicht gewöhnliche Männer waren, dass in ihnen Gott selbst bei ihm eingekehrt war, und schon im alttestamentlichen Text geht die Dreizahl mit der Einzig- keit Gottes geheimnisvoll ineinander: Es sind drei, in denen er den Einen anbetet. So ist diese Geschichte für die Christenheit von früh an zu einem Spiegel der Dreieinigkeit geworden. In Roublevs Ikone ist das Geheimnis dieses Geschehens in seinen vielfältigen Dimensionen wunderbar versichtbart und gerade so als Geheimnis belassen. Aus dem Reichtum dieser Ikone möchte ich nur einen Zug herausnehmen: die Umgebung des Ereignisses, die zugleich das Geheimnis der Personen mit ausdrückt. Da sind zunächst die Eichen von Mamre, die Roublev zu einem einzigen Baum zusammenfasst, der nun den Baum des Lebens abbildet – den Baum des Lebens, der in nichts anderem besteht als in der trinitarischen Liebe, die die Welt geschaffen hat, sie trägt und erlöst und der Quell allen Lebens ist. Da ist das Zelt, das Haus Abrahams, das uns an Joh 1,14 denken lässt: «Das Wort ist Fleisch geworden und hat bei uns sein Zelt aufgeschlagen …» Der Leib des menschgewordenen Wortes ist selbst zum Zelt, zum Haus geworden, in dem Gott wohnt und Gott uns Wohnung, unsere Bleibe wird. Endlich – die Gabe Abrahams, das «zarte, prächtige Kalb», ist ersetzt durch den Kelch: das Zeichen der Eucharistie, in dem Gott sich selber schenkt. […] Der Baum – das Zelt – der Kelch: sie zeigen uns das Geheimnis Gottes an, lassen uns gleichsam in sein Inneres, in die dreifaltige Liebe hineinschauen.

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