zum Benedikt Anliegen

zum

Benedikt-Anliegen

Ostern

Dies Christusdrama von Licht und Finsternis, von Gott und Welt, die einander begegnen, beginnt an Weihnachten mit dem Anklopfen Gottes an die Tür der Welt, die ihn nicht aufnimmt, obgleich sie sein Eigentum ist (Joh 1,5.11). Aber sie kann damit doch nicht hindern, dass er kommt. Er wird selbst «Welt», indem er Mensch wird. Es ist wie eine Niederlage des Lichts, das Finsternis wird, und es ist doch sein erster verborgener Sieg: Die Welt hat Gott nicht wehren können zu kommen, wie sorgfältig sie auch die Tür ihrer Herbergen verschloss. Das Drama erreicht nun, an Ostern, seinen Mittel- und Höhepunkt. Die Finsternis hat zu ihrer letzten Waffe gegriffen, zum Tod. Sie hat in ordentlichem Gerichtsverfahren die Wahrheit und die Liebe zu den Hauptschuldigen der Weltgeschichte erklärt und den Träger des Lichts verurteilt. Aber die Auferstehung bringt die große Wende.

Papst Benedikt XVI. hält während der Ostervigil am Abend des 7. April 2012 im Vatikan eine brennende Kerze in der Hand.

Das Licht hat gesiegt und lebt nun unbesiegbar, und das Wichtigste: Es hat ein Stück Welt an sich gezogen und verwandelt in sich. Damit ist das Drama freilich noch nicht zu Ende. Sein Ende steht noch aus. Es trägt sich zu in der Parusie des Herrn. Noch ist es Nacht, wenn auch eine Nacht, in der ein Licht entzündet ist. Wenn er wiederkommt, wird Tag sein für immer. Dies große Drama der Geschichte, in dem sich unser eigenes Leben begibt, steht hinter jener Liturgie der Osterkerze, mit der die Feier der Osternacht beginnt. Die nachtdunkle Kirche, in der man nichts sieht, in der man stolpert und sich stößt, ist sie nicht in der Tat ein Bild unserer Welt? Einer Welt, in der es trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnis und trotz aller sozialen Errungenschaften noch immer sehr finster ist.

Oft scheint es geradezu, als wäre sie finsterer denn je. Vor lauter Einzelerkenntnissen ist der Sinn des Ganzen nur immer ungreifbarer geworden, auch dem Gläubigen, der oft genug erschrickt über die scheinbare Abwesenheit Gottes, der sich nicht finden lässt im Getriebe der Welt. Wer wäre nicht zutiefst betroffen über die ungeheure Verfinsterung Gottes, die Reinhold Schneiders «Winter in Wien» uns spüren lässt? Und wer könnte leugnen, dass ihn mitten in den alltäglichen Geborgenheiten, die alle Fragen mit bequemer Sicherheit überdecken, mitunter plötzlich etwas von dieser Verfinsterung überfällt, die mit einem Mal alles in Frage zu stellen scheint? Wer müsste nicht mitunter in eine Nacht hinein mit Kardinal Newman die Bitte stellen «O Gott, Du kannst das Dunkel erleuchten. Du kannst es allein»? Und wer wüsste nicht, wie sehr sich die Menschen gegenseitig stoßen und im Wege sind in dieser Weltennacht, die uns nicht nur das Letzte, sondern auch das Nächste (den Nächsten!) so oft verdeckt. Wenn wir in der nachtdunklen Kirche des österlichen Lichtes warten, soll es uns wie ein Trost überkommen: Gott weiß um diese Nacht. Und mitten in ihr hat er sein Licht schon entzündet.«Lumen Christi – Deo gratias.»

zur Startseite zum Benedikt-ABC