Petrus und Paulus
KNA
Der Apostel Petrus vor dem Petersdom in Rom.
Am Aufgang zur Petersbasilika stehen die Figuren der beiden Apostel Petrus und Paulus. Auch auf dem Hauptportal von Sankt Paul vor den Mauern sind die beiden miteinander verbunden, sind Szenen aus beider Leben und Leiden dargestellt. Die christliche Überlieferung hat von Anfang an Petrus und Paulus als untrennbar voneinander betrachtet: Sie stellen zusammen das ganze Evangelium dar. In Rom hat die Verbindung der beiden zu Geschwistern im Glauben dazu noch eine ganz spezifische Bedeutung bekommen. Sie wurden von den Christen Roms als Gegenbild zu dem mythischen Brüderpaar angesehen, dem die Gründung Roms zugeschrieben wird: Romulus und Remus. Diese zwei Männer stehen in einer merkwürdigen Entsprechung zum ersten Brüderpaar der biblischen Geschichte: Kain und Abel; einer wird zum Mörder des anderen. Das Wort Brüderlichkeit hat vom rein Menschlichen her einen bitteren Geschmack. Wie sie unter Menschen aussehen kann, wird quer durch die Religionen in solchen Brüderpaaren dargestellt.
Petrus und Paulus, die beide menschlich voneinander so verschieden gewesen sind und wahrhaft nicht konfliktfrei nebeneinander stehen, erscheinen als die Gründer einer neuen Stadt, als die Verkörperung der neuen und wahren Weise von Brüderlichkeit, die durch das Evangelium Jesu Christi möglich geworden ist. Nicht das Schwert der Eroberer rettet die Welt, sondern nur das Schwert der Leidenden. Nur die Nachfolge Christi führt zur neuen Brüderlichkeit, zur neuen Stadt: Das sagt uns das Brüderpaar, das durch die beiden großen Basiliken Roms zu uns redet.
Der Kämpfer und der Leidende. Bekehrung des Apostels Paulus, in: Bilder der Hoffnung, Freiburg 1997, 37–38.