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Der Schlüssel zum Verständnis

Mit seiner „Einführung in das Christentum“ (1968) ist Joseph Ratzinger ein internationaler Bestseller gelungen. Das Buch inspiriert heute genauso wie damals. Mehr noch: Als Einführung in das Denken Ratzingers ist dieses Buch von bleibender Bedeutung.

 

von Davide De Caprio

Cover - Einführung in das Christentum von Joseph Ratzinger

Einführung in das Christentum
Ohne Zweifel der Klassiker der Theologie des 20. Jahrhunderts. Wer wissen will, was er jeden Sonntag im Credo bekennt, sollte das gelesen haben. Da dieses Buch damals aus einer Vorlesung für Hörer aller Fakultäten heraus entstanden ist, spricht es auch besonders Nicht-Theologen an. Ein Buch für jeden kirchlich Interessierten und Engagierten.

Bist du es wirklich? Der Glaubende wird immer wieder jenes Dunkel erleben, in dem der Widerspruch des Unglaubens ihn wie ein düsteres, unentrinnbares Gefängnis umgibt und die Gleichmütigkeit der Welt, die unverändert weitergeht, als ob nichts geschehen wäre, nur Hohn auf seine Hoffnung zu sein scheint. Bist du es wirklich - diese Frage müssen wir nicht nur stellen aus der Redlichkeit des Denkens heraus und wegen der Verantwortung der Vernunft, sondern auch aus dem inneren Gesetz der Liebe, die den mehr und mehr erkennen möchte, dem sie ihr Ja gegeben, um ihn mehr lieben zu können. Bist du es wirklich - alle Überlegungen dieses Buches sind letztlich dieser Frage zugeordnet und kreisen so um die Grundform des Bekenntnisses: Ich glaube an dich, Jesus von Nazareth, als den Sinn (»Logos«) der Welt und meines Lebens.


Joseph Ratzinger in „Einführung in das Christentum“

Mit Blick auf das Gesamtwerk eines großen Denkers kann man nicht einen Text als repräsentativer bezeichnen als andere. Es gibt jedoch Bücher, die exemplarisch sein können. Sie sind exemplarisch, weil sie einen Schlüssel zum Verständnis des gesamten Werkes bieten und auch lange nach ihrer Entstehung zur Lektüre anregen. Im Fall von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. trifft dies eindeutig auf sein Buch Einführung in das Christentum (1968) zu.

Joseph Ratzinger am Schreibtisch

Jeder Leser, der mehr über das Denken und den Glauben von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. erfahren möchte, wird hier fündig.

Der Erfolg dieses Buches spiegelt sich nicht nur in den zahlreichen Auflagen und in Übersetzungen in rund zwanzig Sprachen. Der Erfolg der Einführung in das Christentum hängt mit der bleibenden Aktualität des behandelten Themas zusammen. Dieses Buch beantwortet die von Gläubigen wie von Nichtgläubigen gestellte Frage, was es bedeutet, Christ zu sein. Ratzinger schreibt ebenso klug wie kenntnisreich und dabei doch ansprechend verständlich. Das ist der eigentlichen Grund für die Popularität der Einführung in das Christentum.

In diesem Buch befasst sich Ratzinger nicht nur mit der Frage, was Christsein bedeutet. Er erklärt auch, warum diese Frage immer wieder gestellt werden sollte - von Gläubigen wie Nicht-Gläubigen gleichermaßen. Jeder Leser, der mehr über das Denken und den Glauben von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. erfahren möchte, wird hier fündig. Und zwar jenseits partieller journalistischer Rekonstruktionen und der Jagd nach obskuren Geheimnissen, die sich dann als Fake News entpuppen.

Papst Benedikt XVI. am Schreibtisch

Bei der Einführung in das Christentum haben wir es auch mit einer Ratzinger-Einführung zu tun. Dieses Buch vereint beides.

Die Einführung in das Christentum bietet Gelegenheit, Ratzinger unmittelbar kennenzulernen. Wer dieses Buch liest, wird jener intelligenten (und niemals opportunistischen) Mischung aus Rigorosität, Ironie, Radikalität und Demut begegnen, die Ratzinger von jeher ausgezeichnet hat. Nicht zuletzt dies hat - bei Freund wie Feind - zum besonderen Interesse an seiner Person und seiner Werk beigetragen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Bei der Einführung in das Christentum haben wir es auch mit einer Ratzinger-Einführung zu tun. Dieses Buch vereint beides.

Die Einführung in das Christentum ist die Publikation einer theologischen Vorlesungsreihe an der Universität für Hörer aller Fakultäten. Dabei zeigt sich, für Ratzinger ist es zentral, dass es im Christentum um die Wirklichkeit geht. Er ruft dies nachdrücklich in Erinnerung und zwar allen - dem Gläubigen, dem Theologen, dem Laien und dem Atheisten. Der Akzent liegt dabei nicht einfach auf der Feststellung einer historischen Realität (der Geburt eines Mannes namens Jesus von Nazareth). Ratzinger geht es um die Realität, in der wir jetzt leben, in der unsere Bemühungen auf eine bessere Zukunft gerichtet sein sollten.

Christen dürfen sich nicht in die Defensive begeben

Paradoxerweise helfen die historischen Umstände, unter denen das Buch entstanden ist, es aus der Vergangenheit zu lösen und auf unsere Situation heute zu übertragen. Ratzinger hat es zu einem Zeitpunkt verfasst, in dem es innerhalb wie außerhalb der Kirche um Erneuerung und Kritik ging. (Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils, Beginn der Studentenrevolte von 1968) Sein Anliegen war nicht, das Neue einfach zu verurteilen. Im Gegenteil. Die Vorlesungen über das Apostolische Glaubensbekenntnis (so der Untertitel des Buches) leben von der Dringlichkeit, im Christentum jenes grundlegende Phänomen der Welt der Religionen und der abendländischen Kultur zu erkennen, das bereits an seinem Ursprung Anfechtung erfahren hat.

Angesichts des Drängens auf Veränderung, der Kritik am Status quo, angesichts der großen Herausforderungen und Konfliktlinien unserer Zeit, kurz: angesichts all dessen, was die Menschheit (nicht nur im Westen) erschüttert, ist der Christ gerufen, sich nicht in die Defensive zu begeben. Sein Bemühen gilt dem „explosiven“ Inhalt der christlichen Hoffnung, die noch immer im Zentrum unserer Realitätsorientierung steht.

In das Herz des Christentums eindringen

Der Mensch neigt dazu, sich gegen sich selbst zu wenden. Gesellschaften können gefährlich antichristlich werden, wenn die christliche Hoffnungsbotschaft nicht mehr verantwortungsvoll vermittelt wird (Man denke an den Kommunismus oder an die heutige Illusion der Überwindung des Menschen durch künstlicher Intelligenz). Adressat der christlichen Botschaft ist die gesamte Menschheit.

Wo aber ist der ursprüngliche Sinn des Christentums zu finden? Ratzinger antwortet in diesem Buch, wie auch in anderen Publikationen jener Zeit, indem er die Bedeutung der konkreten Formeln des Glaubensbekenntnisses erschließt und für den Leser verständlich macht.

Auf den ersten Blick mag es kontraproduktiv erscheinen, mit einem Begriff in das Herz des Christentums einzudringen, der den „dogmatischen“ Aspekt des Christentums, seine katholische Matrix beschreibt. Aber für Ratzinger drückt sich gerade im Symbolum (Galuabensbekenntnis) die eigentliche Neuheit des christlichen Glaubens aus.

Joseph Ratzinger hält sein Buch in der Hand

Weder der blanke Nihilismus noch die reine Rationalität können die Antwort geben, die aus dem Dialog in der Liebe zwischen Gott und dem Menschen erwächst.

Das apostolische Symbol (Ich glaube an Gott - an Christus - an den Heiligen Geist) ist in Dialog-Form strukturiert. Es handelt sich um einen Dialog zwischen dem Wort Gottes, das uns im Antlitz Jesu und in der Gegenwart seiner Liebe begegnet, und der Antwort des Gläubigen. Auf der einen Seite eine Anfrage, etwas, das von außerhalb des Menschen kommt („Glaubst du?“). Auf der anderen Seite die innere Zustimmung zu dem, was nie ganz unser sein wird („Ich glaube an dich").

Das bedeutet: Das Christentum kann nicht anders, als der beständige Zeuge für die Eröffnung dieses Dialogs zu sein. Es ist Zeuge eine Begegnung, in der wir angesprochen werden, und in der wir antworten. Diese Antwort kann nur im Einklang mit der menschlichen Vernunft erfolgen, die nach dem Sinn des Lebens sucht. Weder der blanke Nihilismus noch die reine Rationalität können so die Antwort geben, die aus dem Dialog in der Liebe zwischen Gott und dem Menschen erwächst.

De Caprio Protrait

Der Autor, Davide De Caprio lehrt an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Straßburg philosophische Anthropologie und Geschichte der modernen Philosophie. Der Titel seiner Doktorarbeit lautet „Theologie und Philosophie im Denken Joseph Ratzingers“.

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