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Benedikt-Anliegen

Die große Verwandlung

Beim Weltjugendtag in Köln wurde der Papst gefeiert wie ein Rockstar. Doch die Botschaft Benedikts ging in die Tiefe. Seine Predigt bei der Heiligen Messe auf dem Marienfeld am 21. August 2005 führte ins Zentrum des Glaubens. Der Papst rief zu einem Leben aus der Eucharistie und den Sakramenten auf. Das verwandele nicht nur den Einzelnen, sondern die Welt.

 

von Tanja Constien

Portrait Tanja Constien

„Leib und Blut Jesu Christi werden uns gegeben, damit wir verwandelt werden. Wir selber sollen Leib Christi werden, blutsverwandt mit ihm. Wir essen alle das eine Brot. Das aber heißt: Wir werden untereinander eins gemacht. Anbetung wird […] Vereinigung. Gott ist nicht mehr bloß uns gegenüber der ganz Andere. Er ist in uns selbst und wir in ihm. Seine Dynamik durchdringt uns und will von uns auf die anderen und auf die Welt im ganzen übergreifen, dass seine Liebe wirklich das beherrschende Maß der Welt werde.“ (Benedikt XVI.)

Der Papst – empfangen und gefeiert wie ein Rockstar mit tausenden jubelnden Jugendlichen am Kölner Rheinufer. Der Weltjugendtag – ein riesiges Event mit Konzertbühne, Camping auf der grünen Wiese und durchwachten Nächten. Das sind wohl die Eindrücke, die den meisten Menschen noch vom Weltjugendtag 2005 in Erinnerung geblieben sind.

Ich persönlich habe dieses Ereignis damals nur am Rande verfolgt. Heute, sieben Jahre nach meiner Konversion zur römisch-katholischen Kirche, kann ich die Faszination, die Papst Benedikt XVI. bei den Jugendlichen damals ausgelöst hat, und die vor allem in der „Jugend 2000“-Bewegung weitergetragen wurde, sehr gut nachvollziehen.

Die Aufnahme aus der Luft zeigt die Pilgermassen auf dem Marienfeld am Weltjugendtag am 20.August 2005 in Köln mit Papst Benedikt XVI.

Die Faszination, die von Benedikt XVI. ausgeht, ist kein oberflächlicher Hype

Jedoch kommt diese Faszination meines Erachtens nicht aus den äußerlichen Gesten oder den publikumswirksamen Auftritten Benedikts XVI. Sie ist kein oberflächlicher Hype um seine Person, sondern sie fließt aus dem Inneren seiner Theologie, besonders aus seinen Predigten, in denen er es versteht, die Menschen Stück für Stück in die Freude des Glaubens hineinzunehmen und ihnen die Wahrheit auszulegen.

In der Abschlussmesse auf dem Marienfeld bei Köln mit 1,1 Millionen Pilgern und weltweit 250 Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten beginnt Papst Benedikt XVI. seine Predigt mit den Worten: „Vor der heiligen Hostie […] haben wir gestern Abend den inneren Weg der Anbetung begonnen. In der Eucharistie soll Anbetung Vereinigung werden.“

Nachdem die Pilger also am Vorabend in einer Vigil vor dem ausgesetzten Allerheiligsten Christus angebetet – vor ihm niedergekniet und sich ganz auf ihn ausgerichtet haben –, kommt Christus nun ganz zu ihnen, gibt sich ihnen in seinem Leib und Blut, um mit ihnen eins zu werden.

Der Papst lenkt den Blick von außen nach innen

Papst Benedikt erinnert sodann an die Gabe des Leibes Jesu bei der Einsetzung der Eucharistie am Abend vor dessen Tod. Er fragt: „Was geschieht da?“ Seine Antwort lenkt den Blick wiederum auf eine äußere und eine innere Wirklichkeit des Geschehens: „Was von außen her brutale Gewalt ist – die Kreuzigung –, wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar.“

Durch diese Selbstgabe Gottes werden in der Eucharistie nicht nur die Gaben der Erde, Brot und Wein, verwandelt, sondern die ganze Welt wird von innen erneuert – und somit auch alle Menschen, die sich auf diese Weise „in den Prozess der Verwandlungen hineinziehen lassen“.

Was heißt das konkret? Der Papst fordert die Jugendlichen auf, die Eucharistie (wieder) zur Mitte ihres Lebens zu machen. „Mühen wir uns darum – es lohnt sich.“ Von der Eucharistie ausgehend, lassen sich dann auch die anderen Gnadengaben entdecken – das Sakrament der Versöhnung, das „immer wieder einen Neubeginn in unserem Leben möglich macht“. Schließlich führt die Liebe zu den Sakramenten dazu, sie weitergeben zu wollen, sie hat Auswirkungen auf die eigene Lebensführung. „Dann leben wir nicht mehr für uns selber dahin, sondern dann sehen wir, wo und wie wir gebraucht werden.“

Papst Benedikt hält ein Kreuz in der Hand, ist gold gekleidet und schaut in die Pilgermassen am Weltjugendtag in Köln

Ist das antiquiert? Von wegen!

Auch, wenn seine Empfehlungen äußerlich fast schon antiquiert anmuten, so schlüsselt der Papst den Jugendlichen damit nichts weniger als den Sinn des Lebens auf: Anbetung und Eucharistie führen uns zu Gott und den Mitmenschen – und letztlich zu uns selbst.

Die vom Weltjugendtag in Köln ausgehenden, mittlerweile weltweiten „Nightfever“-Abende junger Christen haben diese Kernstücke der Botschaft Benedikts XVI. verinnerlicht und tragen auch bei Außenstehenden reiche Früchte des Glaubens.

Außen und Innen – diese beiden Sichtweisen scheinen mir ein durchgehendes Motiv nicht nur im Blick auf Papst Benedikt XVI., sondern im Leben eines jeden Christen zu sein. Beten wir darum, dass die innere Verwandlung der Welt sich einst vollkommen nach außen gekehrt haben wird, damit „Gott alles in allem sei“ (1 Kor 15, 28).

Portrait Tanja Constien

Die Autorin, Tanja Constien, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Papst Benedikt XVI. in Regensburg.

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